Songtext zu Schertz-Lied / C. H. V. H.
ALs die Venus neulich ſaſſe
In dem bade nackt und bloß/
Und Cupido aus der ſchooß/
Von dem liebes-zucker aſſe/
Zeigte ſie dem kleinen knaben
Alles/ was die frauen haben.
Marmol-huͤgel ſah er liegen/
Von begierden auffgebaut;
Sprach zur mutter uͤberlaut:
Wenn werd ich dergleichen kriegen/
Daß mich auch die ſchaͤferinnen/
Und die damenlieb gewinnen?
Venus lacht aus vollem munde
Uber ihren kleinen ſohn:
Denn ſie ſah und merckte ſchon/
Daß er was davon verſtunde/
Sprach: du haſt wohl andre ſachen/
Die verliebter koͤnnen machen.
Unterdeſſen ließ ſie ſpielen
Seine hand auff ihrer bruſt:
Denn ſie merckte/ daß er luſt
Hatte weiter nachzufuͤhlen/
Biß ihr endlich dieſer kleine
Kam an ihre zarte beine.
Als er ſich an ſie geſchmieget/
Sprach er: Liebes muͤtterlein/
Wer hat an das dicke bein
Euch die wunde zugefuͤget?
Muͤſt ihr weiber denn auff erden
Alle ſo verwundet werden?
Venus konte nichts mehr ſagen/
Als: Du kleiner boͤſewicht/
Packe dich/ du ſolſt noch nicht
Nach dergleichen ſachen fragen.
Wunden/ die von liebes-pfeilen
Kommen/ die ſind nicht zu heilen.
(Mitte des XVII. Jahrhunderts)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau - Schertz-Lied / C. H. V. H. Songtext
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