August Apel - Kandaules / Ballade Text

Songtext zu Kandaules / Ballade


Kandaules herrscht' in der Lyder Land
Aus Herakles Stamme gezeugt;
Sein Name war weit den Menschen bekannt,
Des Reiches Feinde hatt' er gebeugt.
Nun ruhten die blutigen Schwerter und Speere,
Und er schützte die Künste, des Friedens Ehre.

Doch war ihm von allem Ueberfluß,
Den die Götter ihm gütig gewährt,
Der Königin Schönheit der höchste Genuß,
Und er hielt sie göttlicher Ehre werth.
Und ließ viel Dichter wetteifernd ringen,
Der schönen Königin Preis zu singen.


Und alle zogen, mit reichem Lohn,
Von dem König begabt, zurück,
Und täglich umringten Künstler den Thron,
Zu erfreun des Königes Herz und Blick;
Und was von Göttern und Menschen geschehen,
War von ihnen lebendig gebildet zu sehen.

Einst kam Bularchus aus fernem Land,
Der Meister in Farb' und Gestalt,
Vom Gastfreund mit Ruhm dem König gesandt,
Ihm zu zeigen der Künste hohe Gewalt.
Und der König ladet zum glänzenden Feste
Bei des Meisters Ankunft die edelsten Gäste.

Und als sie gewechselt manch wichtiges Wort,
Da stellt, auf des Königs Geheiß,
Der Meister sein Bild auf erhabenen Ort,
Und es schließt sich ehrerbietig der Kreis,
Erwartend, wenn auf des Königs Winken

Von dem Bild der deckende Vorhang wird sinken.

Und der Künstler hebet den Vorhang still,
Und die staunende Menge schaut
In des Schlachtgetümmels wildes Gewühl,
Und es pocht jedes Herz in dem Busen laut;
Des Kriegers Rechte greift nach dem Schwerte,
Und die Frauen fliehn mit banger Gebehrde.

Und der König vom Anblick der Schrecken bleich,
Erhebt sich vom goldenen Thron:
Dein Bild acht' ich köstlichem Golde gleich,
Und gleiches Gewicht davon sei dein Lohn;
Und willst du mit deiner Kunst mich erfreuen,
So soll sich der Preis dir immer erneuen.

Und der Meister, beschämt sich verbeugend spricht:
O König, du bietest mir viel!
Das Bild bewegt dich, doch acht' ich das nicht
Der himmlischen Kunst vollendetes Ziel.
Willst du so fürstlichen Lohn gewähren,
So muß seine Kunst der Künstler ehren.

Der König staunt, und der Meister stellt
Vor die Menge ein zweites Bild,
Und jede Brust harrend den Athem hält,
Bis er leichtes Zuges die Tafel enthüllt,
Und der Künstler sieht mit frohem Entzücken
Die Macht der Schönheit in allen Blicken.

Aus der Wogen Schaume sich hebend, stand,
In lieblicher Jugend Gewalt,
Verschmähend das reizende Faltengewand,
Aphroditen's hohe Göttergestalt;
Und des alten Oceans wilde Söhne
Huldigten schmeichelnd der himmlischen Schöne.

Und die Menge lauschte, und sie waget kaum
Der Entzückung leiseres Wort,
Als sei die Gestalt gebildet vom Traum,
Als scheuche sie schreckend die Rede fort.
Nur der König verläßt zuerst das Staunen,
Er wagt's, dem Vertrauten ins Ohr zu raunen:

Schön ist sie fürwahr, o Gyges, es kann
Aphrodite schöner nicht sein!
Doch, laß dich nicht blenden so thörichten Wahn,
Als wohne die Schönheit bei Göttern allein,
Mein ist die schönste der Frauen,
Und neidend müßt' Aphrodite sie schauen.

Da strahlet des Jünglings Auge von Lust,
Zu vernehmen der Königin Preis;
Denn tief wohnt ihr Bild in seiner Brust,
Und er liebte sie lange im Verborgenen heiß;
Doch faßt er sich schnell, und heuchelt Entsetzen,
Daß der König sie will über die Himmlische setzen.

Und der König, glühend von Liebe, spricht,
Aphroditen nicht laß ich den Ruhm!
Du sahst die himmlischen Reize nicht,
Die die Götter ihr gaben zum Eigenthum;
Doch sollst du noch heute die schönste der Frauen
Mit geblendetem Sinn anbetend schauen.

Da regt das Verlangen dem Jüngling das Herz,
Die göttliche Schönheit zu sehn.
Und ihn quälet folternd der nagende Schmerz
Als Zeuge des fremden Glückes zu stehn,
Und sie, die ihm hält die Sinne gefangen,
Zu sehn von des Königes Armen umfangen.

Und der König lächelnd zum Künstler spricht:
Nimm hin den versprochenen Lohn.
Doch, deine Göttin ehr' ich noch nicht,
Ein Jüngling spricht ihren Reizen Hohn,
Und will mir menschliche Schönheit zeigen,
Die keine himmlische soll erreichen.

Da blickt der Künstler den König an,
Und warnend die Hand er hebt:
Die Himmlischen strafen den eitlen Wahn,
Weh dem, der sich über die Götter erhebt!
Gefangen wird er in eigenen Schlingen,
Sein Glück muß selbst Verderben ihm bringen.

Und er nimmt sein Bild, und wendet sich ab,
Und verläßt des Königs Pallast.
Da sinkt die Sonn' in das Meer hinab,
Und der König eilt mit stürmischer Hast,
Ihm folgt der Jüngling mit bangem Erröthen,
Und birgt sich hinter die goldnen Tapeten.

Hell stralte des Mondes weißes Licht
Durch die weiten Fenster herein,
Und in hohen, krystallenen Spiegeln bricht
Sich vielfach der sanfte, silberne Schein,
Als wollt' in leuchtenden Strahlenmeeren
Der Himmel selbst die Fürstin verklären.

Und der Jüngling harrt, und es öffnet sich bald
Die Thür, und es tritt in den Saal
Mit dem König die hohe, schöne Gestalt,
Und es küßt die Selene mit liebendem Strahl,
Und wie eine Nymphe im leichten Tanzen,
Schwebt sie, umleuchtet vom magischen Glanze.

Und der Jüngling sieht, wie das weiße Gewand
Um die weichen Formen sich schmiegt,
Und wie der König mit schmeichelnder Hand
Des Schleiers luftige Hülle besiegt,
Daß auf Nacken und Brust sich Schimmer und Schatten
Im lieblichsten Spiele wechselnd gatten.

Und er sieht der Arme liebendes Paar
Gehoben mit lächelnder Lust,
Mit den Rosenfingern lösen das Haar,
Daß es ringelnd wallt über Nacken und Brust,
Und der Schönheit Blüthe bald leise verstecket,
Bald freier des Jünglings Blicken entdecket.

Da bezwingt er länger die Sehnsucht nicht
Und seufzend athmet' die Brust.
Doch der König wendet bang sein Gesicht,
Entsagend der leicht verrathenen Lust,
Und bedeckt nun selbst mit des Schleiers Hülle
Der göttlichen Glieder reizende Fülle.

Dann führt er sie schnell in das Schlafgemach,
Und geängstet eilt er davon:
Erwarte mich nicht, ich bleibe noch wach,
Mich fesselt die Sorg' um Land und Thron.
So eilet er fort, und der Jüngling entdecket,
Daß geheimes Grauen den König schrecket.

Doch den Jüngling der nächtliche Schlummer flieht,
Ihn umschwebet die schöne Gestalt,
Und aus wachen Träumen ihn plötzlich zieht
Eine unbekannte, sanfte Gewalt.
Die befiehlt ihm, zu folgen, mit leiser Stimme,
Und er glaubt sich geopfert des Königs Grimme.

Doch unerschrocken folget er nach,
Geleitet von ihrer Hand,
Und staunend erkennt er das hohe Gemach,
Wo vor wenig Stunden er lauschend stand.
Und die Fürstin, vom Schleier leicht bedecket,
Auf das schwellende Lager hingestrecket.

Und sie blicket ihn an mit zürnendem Blick:
Verwegner! was hast du gethan?
Ich segne, Königin! mein Geschick,
Denn ich sah, was die ersten der Götter nicht sahn.
Und soll für mein Glück mein Leben büßen,
So sterb' ich mit Wollust zu deinen Füßen!

Und die Königin blicket ihn liebreich an:
Dein ist unter zweien die Wahl.
Du tödtest den König, ein tapferer Mann,
Erwirbst dir das Reich, und wirst mein Gemahl.
Doch, bist du zu feig, so verlierst du dein Leben,
Denn der König kann dir dein Glück nicht vergeben.

Da entsetzt sich der Jüngling; er fürchtet die Wuth
Des Königs, die heimlich ihm droht.
Hier glüht ihm der Liebe lebendige Gluth,
Dort erwartet ihn stummer, unrühmlicher Tod;
Und er sinket betäubt zu ihren Füßen,
Er will nicht wählen, er sehnt sich zu müssen.

Befiehl mir, Himmlische, ruft er laut;
Laß mir nicht die schreckliche Wahl!
Dich zu umarmen als meine Braut
Fordr' ich zum Kampfe die Götter all:
Und kann mir das deine Lieb' erwerben,
So muß Kandaules noch heute sterben.

Da reicht ihm die Königin lächelnd die Hand,
Und er küßt sie mit wüthender Lust,
Und sie sieht ihn mit frohem Entzücken gebannt,
An die schwellende, liebeglühende Brust,
Und sie hält ihn fest mit den Armen umfangen,
In Küssen stillend ihr heißes Verlangen.

Da erhob sich der Morgen in Osten fern,
Mit röthlich dämmerndem Schein,
Er erbleicht, der Liebe hellstrahlender Stern,
Und der Jüngling eilt zu dem Könige hinein;
Er will im Rausche die That vollenden -
Bald kehrt er zurück mit blutigen Händen.

Und der Tag bricht an, da schallts im Pallast:
Kandaules, der König, ist todt!
Und es eilen die Boten sonder Rast,
Zu verkünden, der König ist todt!
Und das Volk umringt des Pallastes Pforten,
Es forscht nach dem Thäter, es will ihn morden.

Da naht Bularchus mit ernstem Blick:
Rächt nicht, was die Götter vollbracht!
Der König erhob sich frevelnd im Glück,
Ihn strafet nun Aphroditens Macht.
Der Mensch kann den hohen Göttern nicht wehren,
Was sie wirken, muß er im Staube verehren.

August Apel - Kandaules / Ballade Songtext

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