Songtext zu Der letzte Agilulsinger in Bayern
Ein stiller Abend sank hernieder
Auf Wald und Strom, auf Berg und Tal;
Die Vögel träumten schon im Flieder;
Gestorben war der letzte Strahl.
Da drang aus tiefen Klosterhallen
Ein dumpfer Sang heraus zur Nacht;
Im Fackelscheine sah mans wallen
Von Mönchen, wie zur heil‘gen Wacht.
„Es ruhe, wer in Gott geschieden
„Von Sünden und von Schulden rein;
„Und wer den Sturm der Welt gemieden,
„Geht sicher in den Himmel ein.
„Den Staub des Herzogs der Baiwaren
„Geleiten wir zur Gruft hinab;
„Die seine letzten Freunde waren,
„Wir segnen auch sein armes Grab;
„Dem unter schwerem Purpurkleide
„Gequält das Herz so lange schlug,
„Hier liegt sein Schwert in dunkler Scheide,
„Er ist geheilt von Schmerz und Trug."
So sang es aus den Klostergrüften
Im heilig ernsten Männerchor,
Und freundlich stieg in schwarzen Lüften
Der Mond mit stillem Glanz empor.
Doch tobte wilder Sturm am Rheine,
Wo Karl, der Frankenkönig, schlief.
Die Wolke flog im Wetterscheine,
Der Donner zürnte schwer und tief.
„Mein Mantel schimmert noch im Golde!
„Wer reißt ihn meinen Schultern ab?
„Noch stehn die Völker mir im Solde!
„Wer nimmt mir meinen Königsstab?
So schreit Carol im Fiebertraume,
Daß gellend hallt das Burggemach;
Es ruft im weiten Schlossesraume
Die Ritter und die Knechte wach. —
„Er ruh im Frieden!" widerhallten
Die Klostergrüfte schauerfroh,
Und zur gewohnten Hora wallten
Die ernsten Mönche von Gemeau.*
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* Kloster Gemmeticus bei Roueu.
Karl Zettel - Der letzte Agilulsinger in Bayern Songtext
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