Elisabeth Langgässer - Regnerischer Sommer Text

Songtext zu Regnerischer Sommer


1
Der Mohn fällt ab. Ein Tropfen rinnt
bis in die Krausblattgrube...
Der Echse, wo Verdani spinnt,
verwölkte Murmelkrone sinnt
hinab zur Wurzelstube:
Regen wird rieseln,
Runenholz brausen,
Zeisigvolk zwieseln,
Drudenspruch hausen -
hier, wo vom Wasser die Rose umrädelt,
dort, wo das Gleiche den Unkrauthalm fädelt,
und seine Nadel lässt sausen.


Sie zuckt und eilt und übernäht
mit Knaulgras, Giersch und Günsel
den Erbsenacker früh und spät.
Wo im Gewirr die Scheuche steht,
am Zaun die Blumeninsel.

Roggen und Raden
fester zu knüpfen,
spult sich der Faden,
Schiffchen sie hüpfen.
Fernher vom Hades haucht Hermes, der Bote:
"Made, mein Mühmchen im körnigen Kote,
mögest du fetter entschlüpfen!"

Vom Brustbaum tritt zum Kettenbaum
das Wetter im Gestühle
und webt den Teppich ohne Saum,
schießt Beifuß ein und bösen Traum
in ungelöschte Schwüle.

Sumpfmäuler schmatzen,
geisterhaft schnellen
Samen und platzen,
Kürbisse schwellen.
Nächtelang faulen die Gimpel im Garne...
Aber das Licht auch, wie Sporen am Farne,
reift, um den Pfad zu erhellen.

2
Hab ich nicht, Hermes, aus sporigen Farnen
mir Flügelschuhe gebunden?
Entsiegelnden Samen, der Kraft hat, zu warnen
vor lauerndem Irrpfad und listigen Garnen,
trat meine Sohle nach unten.

Nicht nur die Made, auch Klingsor, der Kluge,
gehört zu meiner Verwandtschaft.
Wir kennen am Reisehut uns, am Betruge,
am Fingerkraut und an dem Fledermausfluge
unserer uralten Landschaft.

Steigt meine Lethe, so steigt auch im Norden
der Unstrut strömender Schleier.
Eurydike, Flussgöttin beider geworden,
weiß, ewig verhaftet den kräutichten Borden,
stimmlos die rettende Leier.

3
Wenn das Mohnblatt niederfällt
und die Kapsel schwarz enthält
schwere, bodenlose
Träume, die Verdani träumt,
wenn das Webstück sie umsäumt -
schlafe, meine Rose!

Schlafe in der Norne Sinn,
die dich kennt von Anbeginn,
aller Makel bloße.
Die dem Beifuß mächtig wehrt
ohne Sichel, ohne Schwert:
Schlafe, meine Rose!
Schlafe, wenn der Regen rauscht
und die Schöpfung seufzend lauscht
ihrem Todeslose.
Äolsharfen streift der Wind,
einst wird Orpheus dir zum Kind -
schlafe, meine Rose!

Elisabeth Langgässer - Regnerischer Sommer Songtext

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